Donnerstag, 25. Juni 2015

1 Petrus 4,1 Jesus, der große Sünder



Wenn man unvoreingenommen 1. Petrus 4,1 übersetzt, kann es so lauten: „Weil nun Christus am Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung - denn der da am Fleisch gelitten hat, hat aufgehört mit der Sünde - , um nicht mehr die noch verbleibende Zeit im Fleisch nach den Begierden der Menschen, sondern nach dem Willen Gottes zu leben“.                                                
Völlig zwanglos wird der Text zum Evangelium. Die Sünde hängt an Jesus. Er hat gelitten, damit jeder frei sein kann. Jesus ist in der Tat der schlimmste Sünder überhaupt, denn er war am Kreuz beladen mit der Sünde vieler Menschen. Er hat aber am Kreuz abgeschlossen mit der Sünde. In der Auferstehung war er davon frei. Jeder, der an ihn glaubt, ist freigemacht von Sünde. Um Jesus von jedem Verdacht der Sünde zu befreien, hat man die andere mögliche Übersetzung gewählt und mit einem einzigen Buchstaben den Text grausam gemacht. Ein kleiner Buchstabe verdreht den Sinn.  Das „der“ deutet man als „wer“. Dieselbe Gesinnung wie Jesus haben, besteht nun nicht mehr nur darin, nach dem Willen Gottes zu leben. Das Leiden Jesu ist zum Vorbild geworden und jeder, der krank ist, nimmt sich die Nachfolge an das Kreuz Jesu als Erklärung für seine Krankheit. Bereitschaft zum Leiden wird tatsächlich in Kapitel 4 noch gefordert. Aber es ist die Aufforderung, als Christ zu leiden, sich dessen nicht zu schämen und Gott damit zu ehren (4,17). Das spricht Mut zu, in der Verfolgung auszuhalten. Verfolgung gab und gibt es. Jesus und seine Nachfolger haben geheilt und heilen. Krankheit bedeutet nicht „leiden als Christ“. Das ist die Pervertierung für den Schaden, den der Teufel gesetzt hat. Er kann sich freuen, denn die übliche Übersetzung von 4,1 unterstützt ihn. Statt den Glauben zu fördern, Krankheit zu überwinden, bleiben viele am Kreuz hängen und laden die Leiden geradezu ein. Durch die Übersetzung „wer“ trägt der Vers einen großen Teil der Schuld. Es gibt auch einen negativen Glauben. Man glaubt nicht an die Heilung, sondern an die Krankheit, weil es zur Nachfolge Christi gehört. Dabei gehört die Heilung zur Nachfolge Christi. Wer am Kreuz hängen bleibt und nicht zur Auferstehung geht, stinkt nach wenigen Tagen so fürchterlich, dass jeder ihn meidet. Auferstehung ist eine gute Botschaft. Kreuz ohne Auferstehung ist nur für perverse Menschen anziehend. Als Christ muss der Glauben wachsen, um Krankheit zu überwinden. Wenn Krankheit ein Vorteil ist, um mit der Sünde ein Ende zu machen, sollte man schnell weglaufen. Es ist schlimm, wie eine Übersetzung gegen das Evangelium quälen kann. Jesus ist der Sünder, der am Fleisch gelitten hat. Doch der Kranke ist deshalb von seinem Fluch befreit.
Hermann Hain 17.05.2015