Freitag, 28. Februar 2014



Johannes 14,21: Jesus jetzt sehen
„Wer meine Gebote hat und hält sie fest, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und ich selbst werde mich ihm sichtbar machen“.
Die gestrige Stelle Johannes 13,34+35 war eine Vorbereitung auf diesen Vers. Denn im ersten Satz ist eine Bedingung genannt, an der wir eine Person erkennen können, die Jesus liebt. Das einzige Gebot, das Jesus gegeben hat, wurde gestern betrachtet: die Liebe zu den geistlichen Geschwistern. An dieser Anordnung ist mit aller Kraft festzuhalten und sie darf nicht von den Augen weichen. Im zweiten Satz wird zunächst die Beziehung zu Jesus und seinem Vater beschrieben. Darauf gehe ich nicht ein. Auf den zweiten Teil des zweiten Satzes möchte ich hinweisen; hier habe ich besonders deutlich übersetzt. Gerne wird hier nämlich „offenbaren“ übersetzt.  Meine Übersetzung ist ganz bewusst gewählt. „Offenbaren“ könnte ja bedeuten, dass einer Person innerlich etwas klar wird. Auch das „selbst“ wird manchmal unterschlagen. Doch die Verheißung, bei der sich Übersetzungen schwer tun, ist deutlich schon in Vers 19 gesagt: Jesus wird von seinen Schülern gesehen werden, auch wenn er in der Welt nicht mehr sichtbar ist. Dass Jesus sich selbst sichtbar macht, bedeutet, dass er mit den Augen zu sehen ist. Genau nach der Erfüllung dieser Verheißung strebe ich. Wenn mit diese Versen nur die Jünger angesprochen sind, die Jesus persönlich gekannt haben, hätte dieses Evangelium für uns heute keine Bedeutung mehr, denn warum soll anderes zutreffen, wenn diese Stelle nicht mehr gilt? Das Reich Gottes gehört in die Gegenwart; ein klares Erkennen Jesu gehört dazu. Ich möchte nicht mit der Parusie Jesu irgendwann in ferner Zukunft rechnen, sondern möchte Jesus jetzt spüren. Die Verheißung in diesem Vers gehört ebenfalls in die Gegenwart.     Manchmal werden Zusagen wie in diesem Vers verdrängt, weil sie schwer erreichbar erscheinen. Es ist ja nicht gerade die Selbstverständlichkeit, dass wir jemand kennen, der Jesus gesehen hat. Warum aber soll nicht zu erreichen sein, was in der ersten Zeit des Christentums nicht so weit weg schien? Vergegenwärtigen Sie sich einfach diese Zusage und versuchen Sie, ihre Erfüllung mit eigenen Augen zu sehen!

Donnerstag, 27. Februar 2014



Johannes 13,34+35: Liebe zu den Geschwistern
„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt. Wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Schüler seid, wenn ihr euch untereinander liebt“.
Es ist das einzige Gebot, dass Jesus gegeben hat. Die Frage nach dem höchsten Gebot wird in den drei anderen Evangelien gestellt, es ist recht ähnlich. Dort wird die Liebe zu Gott und dem „Nächsten“ formuliert, hier ist es die Liebe der geistlichen Geschwister untereinander. Es erscheint im ersten Moment leichter erfüllbar, weil nur die Liebe untereinander verlangt wird und außerhalb stehende Personen nicht berücksichtigt sind. Ganz offensichtlich macht es trotzdem noch Probleme, diese Forderung umzusetzen.
Viele Menschen sind so mit ihren eigenen Problemen beladen, dass sie sich nicht fähig  sehen, noch fremde Lasten hinzu zu nehmen. Jeder schleppt sich an seiner eigenen Last müde. Das macht etwas traurig, aber dadurch, dass viele Menschen das Gebot nicht erfüllen wollen, wird es nicht unerreichbar. Der Glaube, den Jesus vorgelebt hat, gibt genug Kraft, um einem negativen Sog zu entgehen. Licht hat die Kraft, Finsternis hell zu machen. Das Wort ist einfach und  klar. Die Liebe zu den Geschwistern ist die Voraussetzung, Schüler Jesu zu sein. In den Geschwistern ist auch Jesus zu finden. Wenn dann noch Kraft übrig ist, kann auf Menschen zugegangen werden, die außerhalb stehen. Es gibt auch kein Sonderanbot, weil die eigenen Probleme drücken. Entweder den Problemen wird Raum gegeben – dann haben sie die Herrschaft über alles. Oder man fängt an, Geschwister mit den Augen Jesu zu sehen. Das ist auch die Voraussetzung, dass Gebete erhört werden. Es ist die Entscheidung für oder gegen die Nachfolgerschaft.

Mittwoch, 26. Februar 2014



Johannes 15,5: Weinstock und Reben
„Ich bin der Weinstock, ihr die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm – diese Person trägt viel Frucht. Denn getrennt von mir habt ihr keine Kraft, etwas zu tun“.
In diesem Vers ist alles zusammengefasst, was die Beziehung des Christen zu seinem Herrn betrifft. Es beginnt mit einem Bild, das die unmittelbare Abhängigkeit ausdrückt. Eine Rebe kann nicht wachsen, ja sie ist noch nicht einmal lebensfähig, wenn sie vom Weinstock getrennt ist. Der zweite Satz umschreibt die gleiche Situation mit anderen Worten. Es ist ein Versprechen, Frucht zu tragen, wenn keine Isolation vom Herrn gegeben ist. Frucht zu bringen bedeutet einfach gesagt: erhörlich beten zu können. Das lässt sich aus dem unmittelbaren Kontext entnehmen, besonders aus Vers 7, wo eine Realisierung der erbetenen Dinge versprochen wird, soweit die Verbindung mit Jesus besteht. Kein Gebet ist als „erhört“ zu verstehen, solange nicht die erforderliche Kraft freigesetzt ist. Deshalb wage ich zu behaupten, dass selbst der dritte Satz denselben Inhalt noch einmal in andere Worte fasst. Richtig verstanden ist nämlich Gebet kein passives Handeln, sondern völlig aktiv: es wird etwas in die Wege geleitet, was zur Veränderung einer bestimmten Situation führt. Es wird „etwas getan“. Die Veränderung selbst erfordert Kraft, die nur in der Verbindung mit Jesus freigesetzt wird.
Jetzt möchte ich am liebsten die Betrachtung über den Vers beenden. Er ist einfach und kristallklar, die Zusammenhänge sind offen. Das Problem ist aber, dass ein erhörtes Gebet manchmal für Christen ein Wunsch ist, dem die Realität weit hinterher hinkt. Wenn ich eine einfache Lösung wüsste, wäre ich zufrieden. Es gibt aber nur den Weg, auf die Versprechen zu vertrauen, die Jesus gegeben hat, und sie sich nicht von den Augen weichen zu lassen. Sie sind mit aller Sturheit und Zähigkeit festzuhalten. Wenn ich merke, dass ich etwas nicht erreiche, obwohl es glaubenden Menschen versprochen ist, schaue ich von mir selber weg und halte mich mit aller Kraft an Versprechen fest, von denen ich überzeugt bin, dass sie mir gelten. Geduld ist zwar nicht die Tugend unserer Zeit, aber sie ist trotzdem erforderlich. Es ist nach einiger Zeit so, dass sich Veränderungen ergeben, die zu erkennen sind. Zuallererst von einem selber.

Dienstag, 25. Februar 2014



Epheser 6,10: Durch den Glauben zu Kraft kommen
„Zuletzt: Kommt zu Kraft durch den Herrn und durch die Macht seiner Stärke“.
Dasselbe griechische Wort wie in Römer 4,20 (gestrige Betrachtung) findet sich auch hier. Im Römerbrief wuchs Abraham durch den Glauben in seine Kraft hinein. Hier ist es die Aufforderung, durch den Herrn (bzw. in dem Herrn) in die Kraft hinein zu kommen. Dort war es ein Beispiel, wie jemand durch den Glauben stark wird, hier ist es allein die Aufforderung, stark zu werden. Es sind nur wenige Worte, die aber verinnerlicht werden müssen, damit sie auch beachtet werden können und ihre Frucht bringen.              
Dieser Satz hat nie den Platz bekommen, den er verdient. Manchmal geben Übersetzungen dem Satz  keinen verständlichen Inhalt. Die Lutherübersetzung „seid stark“ ist sinnlos, wenn sie richtig überdacht wird. Entweder jemand ist stark, dann braucht er dazu keine Aufforderung. Oder jemand ist es nicht, dann kann er es nur „werden“ und nicht „sein“. Die häufige Übersetzung „werdet stark“ berücksichtigt zwar die erforderliche Entwicklung, aber in fast allen Fällen wird die folgende Präposition mit „in“ übersetzt. Meine Übersetzung würde dann lauten: „Zuletzt: Kommt zu Kraft in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“.                                 Doch ist es auch möglich, die Präposition instrumental zu verstehen, wie es bei der Eingangsübersetzung lautet. Es ist sprachlich völlig korrekt, die Präposition mit „durch“ zu übersetzten. Es wird zwar die Hilfe des Herrn benötigt, aber gerade das nimmt mich für die instrumentale Auffassung ein. Es ist direkt die Abhängigkeit ausgedrückt und sie wird nicht versteckt.                                                                          Dass der Jünger „im“ Herrn ist, wird vor allem im Evangelium des Johannes bekannt gemacht.  Dazu  steht in 15,7  das wunderbare Versprechen, dass, wenn jemand in Jesus bleibt und seine Worte in ihm bleiben, die Bitten der Gebete Realität werden. Beide Übersetzungen haben ihre Berechtigung und Wahrheit.

Montag, 24. Februar 2014



Römer 4,20: Durch den Glauben zu Kraft kommen
„Hinsichtlich der Verheißung ließ sich Abraham nicht irre machen durch Unglauben, sondern durch Glauben wurde er immer stärker und gab Gott Ehre“.
Glauben und Unglauben unterliegen völlig identischen geistlichen Gesetzen. Der Sieg des Glaubens heißt Kraft, der Sieg des Unglaubens Zweifel. Beide sind auch nicht plötzlich und unerwartet da, sondern wachsen allmählich. Der Zweifel entsteht, wenn das Ziel des Glaubens nicht mehr gesehen wird, sondern nur noch die Umstände das Handeln diktieren. Daher übersetze ich bevorzugt „sich irre machen lassen“ anstatt „zweifeln“. Glauben  erreicht sein Ziel – die Kraft, die Umstände verändern kann – nur dann, wenn er ohne Störung wachsen kann. Das erfordert, dass alles verdrängt wird, was eine Störung verursachen kann. Das klingt viel einfacher, als es ist, denn der tägliche Lebensablauf bringt diese Störungen mit sich. Die Entscheidung gegen solche Störungen ist ein völlig aktives Vorgehen.
Von der Übersetzung nach Menge habe ich die Formulierung „immer stärker werden“ übernommen. Schon mit der Überschrift „zu Kraft kommen“ sollte die Aussage des griechischen Wortes erfasst werden, das das wichtigste Wort in der Römerstelle ist. Es ist so aussagekräftig, dass eine Umschreibung erforderlich ist. Es steckt indirekt Dynamis (=Kraft) darin; in diese Kraft wuchs Abraham hinein. „Durch“ Glauben bzw. Unglauben ist ebenfalls eine Hinzufügung, die aber voll trifft. Den letzten Teil des Satzes habe ich mit „und“ angefügt; wörtlich heißt es: Gott die Ehre gebend. Manche übersetzen „weil“, doch strenggenommen ist es kein Kausalsatz (Bedingungssatz).