Matthäus
12,29: Errettung, vom Satan missbraucht zu werden
„Oder wie
vermag einer in das Haus des Starken hinein zu gehen und seine Gefäße zu
rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet? Und dann wird er sein Haus
berauben.“
Fast
dieselbe Formulierung findet sich in Markus 3,27. Lukas 11 weicht etwas ab:
„(21) Wenn ein Starker gewappnet seinen eigenen Palast bewacht, so bleibt sein
Besitz in Frieden. (22) Wenn aber ein Stärkerer als er über ihn kommt und ihn
besiegt, beseitigt der die volle Rüstung, auf die er vertraute und verteilt die
Beute.“ Die Stelle bei Matthäus habe ich zur Auslegung ausgewählt, weil sie
noch deutlicher als Lukas aufzeigt, dass mit dem Starken der Satan gemeint ist,
der durch das Kreuz Jesu besiegt ist. Das ist bei Lukas der Stärkere, der dem
Satan die Rüstung abnimmt. „Den Starken binden“ bedeutet in der exorzistischen
Fachsprache „den bösen Geist bannen“. Die Übersetzung „Gefäß“ habe ich bewusst
wörtlich belassen, weil der Leib als Gefäß des Geistes belegt ist (Barnabas 7,3
und 11,9). Wird dann noch bedacht, dass nach Apostelgeschichte 26,17 die Heiden
unter der Vollmacht des Satans standen, bis ihnen durch Jesus die Möglichkeit
gegeben wurde, sich zu Gott zu bekehren, schließt sich zwanglos der Kreis:
Menschen, die unter der Vollmacht des Satans waren, ihm somit als Gefäße
dienten, werden nun befreit, den Geist Jesu in sich aufzunehmen.
Kann jemand
an Gott glauben, wenn die Existenz der Person nicht als Realität angenommen
wird, die als Feind der Errettung der Menschen entgegensteht? In unserer
Gesellschaft werden Dämonen für nicht existent erklärt. Krankheit kann niemand
leugnen, denn sie ist ein Fakt, der sogar unsere Wirtschaft beeinflusst. Aber
bei Dämonen sind selbst Christen oft
unsicher, ob sie wirklich ernsthaft noch die Existenz behaupten sollen. Gerade
das Neue Testament wird unverständlich, wenn diese geistlichen Gegner fehlen.
Wozu braucht jemand einen Erlöser, wenn nichts mehr da ist, von dem jemand
erlöst werden muss? Das ganze Wirken Jesu und auch sein Tod haben nur durch die
Befreiung von dieser feindlichen Macht einen Sinn. Unsere Welt hat in der
Gegenwart ein anderes Gesicht bekommen, als sie es vor 2000 Jahren hatte.
Manchmal denke ich persönlich, sie hat sich ein anderes Gesicht selbst gegeben.
Freundlich ist die Umwelt nicht geworden, sie ist noch genauso herzlos wie vor
2000 Jahren. Die Medizin hat den lebendigen Glauben nicht abgelöst; sie hat
sich nur so breit im modernen Leben gemacht, dass sie unverzichtbar erscheint.
Ob es wirklich ein Vorteil für die Menschen ist, ist damit nicht gesagt. Die
Bekämpfung der Dämonen ist von der Medizin auf die Bekämpfung der Krankheiten
reduziert worden. Aber die Krankheiten werden niemals völlig beseitigt werden können, während das Wirken
gegen die Dämonen letztlich ihre Vernichtung angestrebt hat. Die Kampftaktik
hat sich geändert: die Medizin lindert Auswirkungen des Bösen, nämlich die
Krankheiten, aber das Böse an sich versteckt sich, so dass seine Existenz nicht
mehr erkannt wird. Umso wichtiger ist es, als Christ den Teufel nicht zu
übersehen.
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